ReiseberichteUnterwegs

Mein dalmatinischer Phasenprüfer

Ich bin mir sicher, wir haben nur das Nötigste dabei und ein oder zwei völlig unnötige Sachen, die man halt so dabei hat, weil man sich vollkommen abstruse Szenerien, die man im Urlaub erleben könnte, vorstellt. Zum Glück treffen diese nie ein und so werden diese Gegenstände unberührt durch die Welt geschippert, ohne je eines Blickes gewürdigt zu werden.

Wirklich wichtige Dinge vergisst man aber grundsätzlich. Wer hat auf einem seiner Reisen nicht schon bemerkt, dass der Dosenöffner fehlt, oder ein Feuerzeug. Dinge, die im Alltag so selbstverständlich sind, dass man normalerweise keinen Gedanken daran verschwendet. Der beste Weg, in Vergessenheit zu geraten, ist die Selbstverständlichkeit. Wir hatten diesmal einen Dosenöffner dabei und ein Feuerzeug. Davon wahrscheinlich sogar mehrere. Gesehen habe ich immer nur ein Feuerzeug. Da ich jedoch davon ausgehe, dass Feuerzeuge selten spontan einen Farb- oder Musterwechsel vornehmen, gehe ich von der Existenz mehrerer Feuerzeuge aus.

Eine Sache haben wir diesmal jedoch vergessen. Durch die fast panische Fixierung auf Dosenöffner und Feuerzeug blieb der Phasenprüfer liegen. Für die wenigen, die nicht wissen, was ein Phasenprüfer ist, einmal grob erklärt. Elektriker mögen mir meine elektrotechnische Unzulänglichkeit verzeihen. In Prinzip ist er ein Schraubenzieher, der leuchtet, wenn man das macht, was man kleinen Kindern verbietet: in Steckdosen herumfummeln. Einfach das Ding in eines der Löcher stecken, Finger an das rückseitige Ende halten und schon fließt der Strom von der Steckdose über den Anwender Richtung Erde. Damit jetzt nur der Phasenprüfer leuchtet, ist im Inneren neben der Lampe ein Widerstand, der den Strom „verbrät“, bevor es der Besitzer macht. Fertig. Mit dem Ding kann man einfach und “mannschonend” feststellen, ob und wo Saft drauf ist.

Und genau so ein Ding hatte ich vergessen. Halb so schlimm, sollte man denken. Jedoch machten wir während unserer Reise durch Dalmatien einen Zwischenstopp auf einem kleinen Campingplatz in Österreich. Den Platz selbst möchte ich hier gar nicht beschreiben (sehr schön), jedoch war die elektrische Anlage etwas fantasievoll und etwas in die Jahre gekommen. Und hier keimte mein Verlangen, einen Phasenprüfer mein Eigen zu nennen. Ich fühle mich einfach sicherer, wenn ich weiß, wo Saft drin ist. Einfach Kabel in die Steckdose und zusehen, wie der Wohnwagen abfackelt, ist nicht so mein Ding.

Die nächste Gelegenheit, sich um den Erwerb eines Phasenprüfers zu kümmern, war die traumhaft schöne Stadt Split. Split ist für vieles bekannt, jedoch wird dieses dalmatinisches Kleinod nie dafür gerühmt, dass man hier gut und günstig Elektroartikel einkaufen kann. Und genau hier irren alle kroatischen Reiseführer. Im Zentrum Splits gibt es ein kleines Geschäft, dass einfach alles zum Kauf anbietet. Und „alles“ ist nicht nur so dahin gesagt. Neben diversen Souvenir- und Badegummiartikeln, gibt es unzählige Dinge, die der gemeine Kroate für die Bewältigung seines Alltages so benötigt. Besen in jeder Form und Größe, Farben und Pinsel, Hüte, Messer und Phasenprüfer. Und nicht nur einen. Selbst bei diesem Nischenprodukt gab es zwei zur Auswahl. Das sind diese Art Geschäfte, die, falls die Finanzbehörde einmal eine Inventur verlangt, kurzerhand abbrennen. Wir sind wahrscheinlich die einzigen Touristen, die im wunderschönen Split ein Eis und einen Phasenprüfer gekauft haben.

Am Rande: laut Wikipedia bezeichnet man einen einpoligen Spannungsprüfer als „Phasenprüfer“ oder „Lügenstift”, da das Lämpchen nicht immer sicher erkennbar leuchtet, zum Beispiel, wenn der Anwender trockene Haut oder dicke Hornhautschwielen an den Fingerkuppen hat. Irgendwie bitter. Tod durch mangelhafte Handpflege.

Roland

Mein Name ist Roland und ich bin kein Reise- oder Foto-Blogger, sondern von Beruf Werbefotograf, der sehr gerne und so oft wie möglich verreist. Anfänglich mein Hobby zum Beruf gemacht, mache ich jetzt meinen Beruf zum Hobby und verbinde es mit meiner Reiselust. Am liebsten verreise ich mit der besten aller Hälften: meiner Frau Iris.

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